Auf Mallorca wurde viel unternommen, den Schienenverkehr nicht nur attraktiver zu machen, sondern auch stillgelegte Strecken wieder zu aktivieren. So auch der 28 km lange Abschnitt Manacor – Artà. Mit Ausnahme der Stadtstrecke in Manacor wurde die Trasse seit 2009 einschließlich zwei neuen Depots vollständig hergerichtet, Bahnhöfe restauriert und Vorplätze neu gestaltet, die Züge geliefert und abgenommen. Es fehlten noch die Gleisanlagen, die Fahrleitung und die Sicherungstechnik. Der Regierungswechsel im Regionalparlament 2011 hatte einen Baustopp für das Projekt zur Folge, weil die notwendigen Mittel für den Abschluss in Höhe von 90 Mio. EUR nicht bereitgestellt werden konnten. Für 5 Mio. EUR hat man stattdessen einen Fahrradweg auf der Trasse angelegt. Die Radfahrer fahren nun "tiefgelegt" entlang der fertigen Bahnsteigkanten.
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann es durchaus
sinnvoll sein, bei einem solchen Projekt den Atem anzuhalten und eine Pause
einzulegen. Fachlich kaum nachvollziehbar, sondern als politisch motiviert ist
wohl die Anlage einer Baumallee entlang der Fahrradtrasse und vor allem die "Verwaldung"
der Zufahrt zum Depot Son Carrio zu sehen – nach dem Motto: Hier wird niemals ein
Zug fahren! Das ist der eigentliche Skandal! Die Museumsbahnfahrzeuge in der Halle
und die unfallbeschädigten Dieseltriebwagen neben der Halle kamen per Lkw und
werden das Gelände wohl nie auf Schienen verlassen können.
Wer mehr erfahren möchte: Dr. Dirk Budach hat in "Stadtverkehr",
Heft 4, 2015, einen umfassenden Artikel zum "Schienenverkehr auf der Insel
Mallorca" veröffentlicht.